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Der Aufsteiger

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L' exercice de l'État: Bissiges Porträt der französischen politischen Kaste als Ansammlung von arroganten und selbstsüchtigen Karrieristen.

Poster Der Aufsteiger

Der Aufsteiger

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Handlung und Hintergrund

Der französische Verkehrsminister muss mitten in der Nacht zu einem Unfallort mit mehreren toten Jugendlichen fahren, um seine Betroffenheit kund zu tun. So viel gespielte Anteilnahme könnte ein Karriereschub sein, wenn nicht ausgerechnet seine Partei ihn dazu verdonnert, die schwierige Privatisierung der Bahnhöfe durchzusetzen. Seine Versuche zur „Bügernähe“ scheitern. Bald weiß er nicht mehr, was ihn vorantreibt, der pure Machterhalt oder das anfängliche politisch-ethische Engagement.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Pierre Schoeller
Produzent
  • Jean-Pierre Dardenne,
  • Luc Dardenne,
  • Denis Freyd
Darsteller
  • Olivier Gourmet,
  • Zabou Breitman,
  • Michel Blanc,
  • Laurent Stocker,
  • Sylvain Deblé,
  • Didier Bezace,
  • Jacques Boudet,
  • François Chattot,
  • Gaëtan Vassart,
  • Arly Jover,
  • Eric Naggar,
  • Anne Azoulay,
  • Abdelhafid Meltasi,
  • François Vincentelli,
  • Stephan Wojtowicz,
  • Marc-Olivier Fogiel,
  • Christian Vautrin,
  • Ludovic Jevelot,
  • Jade Phan Gia,
  • Brice Fournier,
  • Brigitte Lo Cicero
Drehbuch
  • Pierre Schoeller,
  • Bénédicte Kermadec
Musik
  • Philippe Schoeller
Kamera
  • Julien Hirsch
Schnitt
  • Julie Brenta,
  • Laurence Briaud
Casting
  • Aurélie Guichard,
  • Béatrice Saorin
Ton
  • Julie Brenta

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

    1. Während Pierre Schoeller in seinem Debütfilm "Versailles" Existenzen am Rande der Gesellschaft porträtierte, überrascht er in "Der Aufsteiger" mit einem bissigen Blick in die Zentren der Macht. Im Mittelpunkt seiner sarkastischen Studie zum Politzirkus zwischen Intrigen, Mediengeschacher und Statuserhalt stehen Verkehrsminister Betrand Saint-Pierre, sein Stabschef Gilles als Strippenzieher im Hintergrund und ihr Einsatz unter anderem gegen die Privatisierung französischer Bahnhöfe. Von Beginn an setzt Schoeller auf kleine Dissonanzen, bis ein drastischer Autounfall das atemlose Spiel aus dem Rhythmus bringt und Saint-Pierre ins politische Zentrum rückt.

      Dass die für ihr sozialkritisches Kino bekannten Dardenne-Brüder hier mitproduzieren, liegt nicht allein an ihrem Stammschauspieler Oliver Gourmet ("Der Sohn", "Rosetta"), der häufiger den Mittelklasse-Biedermann mit dunklen Seiten verkörpert. Auch der sezierende Blick auf Mechanismen der Staatsgeschäfte mögen sie am Stoff gereizt haben. Im Gegensatz zum dynamischen, naturalistischen Handkamerastil der Dardennes arbeitet Schoeller stärker mit Parallelmontagen und Einblendungen von Handy-Displays, um das unermüdliche Tempo des Politgeschachers unterstreichen.

      Schoeller und Co-Autorin Bénédicte Kermadec zeichnen die Protagonisten als ambivalente Charaktere mit allen Stärken und Schwächen. Auch Saint-Pierre fällt mitunter aus der Rolle des steifen Karrieristen, etwa beim alkohol-geschwängerten Gelage mit seinem reservierten Chauffeur und dessen herausfordernder Frau. Gegenüber seinen Mitarbeitern schlägt der Staatsdiener schon einmal einen harschen Tonfall an, während er bei wichtigen politischen Entscheidungen mit seiner Meinung rasch einknickt. Allerdings beschränkt sich Schoeller nicht allein auf Saint-Pierres Position, sondern beleuchtet das politische Tauziehen gleichsam von mehreren Seiten her.

      Im Gegensatz zu amerikanischen Politdramen läuft die Geschichte um Ehrgeiz und Macht auf keinen großen Knall hinaus. Dieser erfolgt zwar durchaus mit einem rasant in Szene gesetzten, drastischen Autounfall, den Saint-Pierre mitverschuldet. Ihn wirft das aber nicht wirklich aus der Bahn, und es zieht kaum Konsequenzen nach sich. Die surreale Eingangssequenz, die später wieder aufgenommen wird, zeigt eine Ansammlung vermummter Gestalten im Elysée-Palast und eine nackte Frau, die ins gefräßige Maul eines Krokodils steigt – eine Vision, die Saint-Pierre genauso verstört wie sexuell erregt, wie er gleichsam vom riskanten Spiel mit der Macht nicht mehr los kommt. Auf lange Sicht landen persönliche Beziehungen und eigenen Ideale schlicht unter den Rädern der Politmaschinerie.

      Fazit: "Der Aufsteiger" bietet ein präzises, vielschichtiges, hervorragend besetztes Politdrama um Dominanz und Unterwerfung ohne Schwarzweiß-Zeichnungen.
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    2. Der Aufsteiger: Bissiges Porträt der französischen politischen Kaste als Ansammlung von arroganten und selbstsüchtigen Karrieristen.

      Bissiges Porträt der französischen Politiker-Kaste als Ansammlung von arroganten und selbstsüchtigen Karrieristen.

      Eine nackte und sehr verführerische Frau kriecht in das offene Maul eines Krokodils. Ein erotischer und viel sagender Traum. Es ist der Verkehrsminister Bertrand Saint-Jean, der hier träumt und dessen Bettdecke sich verdächtig wölbt. Ein brillanter Einstieg für einen Film, der seinen Schwung und seine Spannung bis zum Ende nicht verliert. Nach diesem Prolog kehrt Wirklichkeit ein.

      Der Minister muss nächtens mit der Pressechefin zu einem Unfallort. Ein Reisebus ist in eine Schlucht gestürzt, mehrere Jugendliche sind tot. Betroffenheit, tröstende Worte und schon braust er wieder davon. So beginnt die Karriere eines Staatsdieners. Dass ihn seine Partei dazu verdonnert, die schwierige Privatisierung der Bahnhöfe durchzusetzen, ist ein Makel, hat er dieses Unterfangen doch zuvor vehement abgelehnt. Nach und nach dreht der Neuling sein Fähnchen nach dem Wind und versucht dennoch, sein Gesicht zu wahren. Bald lernt er, dass im Geschäft um Macht und Einfluss wie beim Schachspiel die langfristige Strategie zählt, Kuhhandel und Intrigen zum Handwerkszeug gehören. Seine hilflosen Versuche zur Bürgernähe scheitern. Bald weiß er nicht mehr, was ihn vorantreibt, der pure Machterhalt oder das anfängliche politisch-ethische Engagement.

      Pierre Schoeller („Versailles“) schaut hinter die Kulissen politischer Macht und ihre Mechanismen. Im Mittelpunkt stehen der dem Leben zugewandte Minister (Olivier Gourmet) und sein Gegenpart, der intellektuelle Büroleiter und Berater (Michel Blanc), ein Zusammentreffen von Sinnlichkeit und Nihilismus. Während der eine in der medialen Öffentlichkeit steht, zieht der andere im Hintergrund heimlich die Strippen. Was sie verbindet ist die Liebe zum Staat. Nach Schoeller ein Staat im Zusammenbruch und in Auflösung, er zeigt die Abkehr der Volksvertreter vom Volk und eine Demokratie in permanenter Krise.

      Das bestens besetzte und wie ein Thriller aufgebaute Drama dreht sich um den Zwiespalt von Individuum und Politiker, entlarvt das Zentrum der Macht als Intrigenpfuhl, in dem eigene Interessen und nicht die des Gemeinwohls dominieren und entwickelt sich zur bissigen Studie über die französische Politikerkaste, die in ihrem Zynismus und ihrer Menschenverachtung unter sich bleiben möchte, sich gegenseitig die Pöstchen zuschiebt und nur ungern jemand aus anderen Kreisen in ihren inneren Zirkel lässt. Ein böses Meisterwerk. mk.
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