Eine merkwürdige Geschichte hat Tarantinos Death Proof-Film: Er startete in den USA als ca. 90 minütiger Teil eines Double Features, zusammen mit Robert Rodriguez Planet Terror. Das ganze ist Teil des Grindhouse-Projektes, einer Hommage der Regisseure an das billige nächtliche Schmierenkino der 70er. Im Rest der Welt, außerhalb der USA, laufen beide Filme getrennt in längeren Fassungen, vielleicht, weil sie gemeinsam in den USA gefloppt sind. Death Proof dauert hierzulande 113 Minuten, und die legendären Fake-Trailer, abstruse Vorschau-Clips zu nicht-existenten Grindhouse-Filmen, die von mehreren Gastregisseuren realisiert wurden, sind da nicht einmal dabei eventuell, mit etwas Glück, werden diese mit dem Planet Terror-Film laufen, der im August startet.
Death Proof jedenfalls fängt sofort an, nach der Schrifttafel Our Feature Presentation letztes Andenken an die Trailer, die eigentlich vor diesem Film liefen im Look der 70er Jahre, mit Kratzern auf dem Film, Tonaussetzern, Bildsprüngen. Aber eigentlich geht der Film jetzt noch gar nicht richtig los, weil erst mal eine dreiviertel Stunde lang Girlie-Talk angesagt ist. Eine Bar, Alkohol, Jungs, Drogen, Neckereien und Spaß, darum strickt Tarantino seine Dialoge, die recht spritzig sind, auch kleine Nebengeschichten aufgreifen um die vier Mädels in Austin, Texas, die auf Größeres verweisen, das dann nicht kommen wird. Denn man weiß ja von Anfang an, dass diese Mädels sterben werden, gekillt von Stuntman Mike; der hat nach 45 Minuten erstmals Kontakt mit seinen Opfern, eine Viertelstunde später sind sie tot. Schnitt, zweite Hälfte des Films, die in Tennessee spielt.
Hier erst mal das gleiche, das Rumalbern und Labern von sexy Frauen; nur, dass hier von Anfang an klar ist, dass diese Girls zurückschlagen werden. Was sie dann auch in einer schönen Autoverfolgungsjagd (ohne CGI!) tun.
Tarantino hin oder her, trotz großartig gefilmter Stunts, gutaufgelegten Schauspielern und sexy Girls mit so schönen Namen wie Jungle Julia oder Shanna Banana: Der Film nervt. Er ist zu lang, die Dialoge präsentieren sich, je länger sie dauern, nurmehr als reines Namedropping von Schauspielern, Autos, Filmen oder Fernsehserien; und auch die vielfachen Referenzen, Zitate, Anspielungen an das 70er-Jahre-B-Kino sind reine Spielerei. Der Film, der eine Hommage an das Grindhouse-Kino sein soll, wird zu einer masturbatorischen Gala von Tarantinoismen, und nur wenige Sequenzen stechen heraus; die aber dann wieder untergehen in einer weiteren Girlie-Konversation.
Als wäre im 70er-Jahre-Actionkino erst mal geredet worden, bevor der Spaß der Handlung losging. Nur oberflächlich bezieht sich Tarantino auf diese Kinematographie, mit der er immerhin groß geworden ist. Lässt das Filmmaterial künstlich alt aussehen, das aber auch nicht konsequent durchgehend, macht willkürliche Schnittfehler das aber hört auch irgendwann auf, vielleicht aus kommerziellen Gründen, weil ja keiner einen total verstümmelten Film sehen will
Man hat ja nie etwas Ernsthaftes erwartet seit den ersten Ankündigungen des neuen Tarantino-Projektes. Dass es aber nicht einmal Spaß macht, ist enttäuschend die ersten 50 Minuten der hiesig gezeigten Langfassung könnten im Grunde ersatzlos gestrichen werden, dann wäre Tempo und Action angesagt und immer noch genügend Tarantino-Touch vorhanden; der in einer solchen schnellen Version wahrscheinlich auch viel kultiger geworden wäre.
Spaß hatte wohl vor allem Tarantino, doch darüber hat er sein Gefühl fürs rechte Maß verloren. Es ist lustig, sexy Frauen in knappen Hot Pants zu sehen, die sich wie Jungs (wie die Jungs, die in Filmen vorkommen, wohlgemerkt) benehmen. Aber darüber, vor lauter Eigenbefriedigung, Tempo und Rhythmus des Films zu vergessen sowie die im B-Picture obligatorische Hinwendung zur hier gezeigten bizarr-krassen Serienkillerhandlung, ist unverzeihlich zumal nach dem schwachen ersten Teil des Films Tarantino im zweiten Teil zeigt, dass er es wirklich viel besser kann. Aber das hilft Death Proof auch nicht mehr.
Fazit: Ein enttäuschender, weil allzu langatmiger Tarantino-Film, der sich nur oberflächlich an das Action- und Exploitationkino der 70er Jahre anhängt, eigentlich aber vor allem selbstverliebt in immergleichen Dialogen schwelgt.