Knockin' on Heaven's Door: Til Schweiger begibt sich auf die Spuren von Quentin Tarantino und liefert eine witzig-schräge Gaunerkomödie voller Zitate, In-Jokes und Cameos.
Endlich! Ein Film made in Germany, der frei von Peinlichkeiten, Beziehungskistenkitsch, Dilettantismus und Dumpfheit ist. Statt dessen: Ein elektrisierender Genremix aus Road-, Buddy-, Action- und Comedy-Movie, sowie Melodram. Fertiggebracht haben dieses kleine Kinowunder der Newcomer Thomas Jahn (Drehbuch und Regie) und Til Schweiger (Hauptdarsteller und erstmals Produzent), der dieses Projekt mit seiner Firma Mr. Brown Entertainment ins Rollen brachte. Abgerundet von einer bis in die Nebenrollen hervorragenden Besetzung dürfte „Knockin‘ On Heaven‘ s Door“ zu den deutschen Highlights des nächten Jahres zählen. Durch ein geschicktes Marketing von Mitproduzent Buena Vista könnten mit etwas Glück die Besucherzahlen von „
Der bewegte Mann“ erreicht werden.
Statt Schmalspurkino ein Film mit Format. „Knockin‘ On Heaven’s Door“ könnte ohne weiteres aus der US-Independent-Ecke stammen. So frisch und unverbraucht, und bei allen Genrezitaten so originell und einfallsreich hat schon lang kein Film aus deutschen Landen das Licht der Kinoleinwand erblickt. Daß dabei weder die Geschichte zusammengestoppelt wirkt, noch die dramaturgische Stringenz auf der Strecke bleibt, zeugt vom Talent aller Beteiligten. Wann schon konnte man sich zuletzt an einem Jägermeister trinkenden Motorradpolizisten (Hannes Jaennicke) und an einem arabischen Hitman (Moritz Bleibtreu) mit herber Sprachinsuffizienz delektieren oder sich an rasanten Autoverfolgungsjagden und herrlich hirnrissigen Banküberfällen erfreuen? Seit wann sind deutsche Dialoge von Wortwitz geprägt, Bildmontagen visuell anspruchsvoll und tempogeladen und die Atmosphäre eine gelungene Melange aus Off-beat-Coolness und Genre-Hommage? Daß der Film trotzdem nicht zu einer neckischen Kabinettstückchenparade mutiert, ist vor allem Thomas Jahn zu verdanken. Was er zusammen mit seinem Co-Autor, Hauptdarsteller und Produzenten-Novize Til Schweiger aus diesem Stoff (mit einem Budget von 4,7 Mio. Mark) macht, ist Entertainmentkino pur. Freilich ist die Idee - zwei Todkranke lassen es auf ihrem Kamikaze-Trip ins Jenseits noch einmal richtig krachen - nicht gerade neu. Sicher ist die nonchalante Machart Tarantino inspiriert und gelegentlich steht die halbe Filmgeschichte Pate, aber es ist das Wie, worauf es ankommt. Hier hat sich endlich einer an die gute, alte Hollywood-Maxime „making pictures“ gehalten, statt uns mit Gequatsche und pseudopsychologischen Schwulst zu langweilen. Die Charaktere erscheinen lebendig und griffig und bekommen ihr Profil durch dramaturgische Verwicklungen und schicksalhafte Wendungen. Wir sehen Til Schweiger als Martin in seiner besten Rolle und Jan-Josef Liefers („Rossini“) als Rudi spielt einfühlsam den Konterpart. Daneben liefern Leonard Lansink („
Kondom des Grauens„) als Kommissar, Ralph Herforth („Bunte Hunde“) als sein Assistent, Huub Stapel („
Verfluchtes Amsterdam„) als Gangsterboß und Thierry van Werveke („Troublemaker“), sowie der heimliche Star des Films, Moritz Bleibtreu („Stadtgespräch“) als dessen Handlanger eine überzeugende Kamerapräsenz. Außerdem kann man sich über Cameo-Auftritte von Bernd Eichinger bis Sönke Wortmann und von Cornelia Froboess bis Corinna Harfouch amüsieren; den Besetzungscoup mit Rutger Hauer („
Blade Runner„) als sinistren big boss nicht zu vergessen. Alles in allem eine Kinowundertüte, die auch mit melodramatischen Sequenzen emotionale Akzente zu setzen weiß. Gedreht wurde im Raum Köln, Aachen, Düsseldorf, Brüssel und an der belgischen Nordseeküste. Besonders erfreulich ist die Tatsache, daß „Knockin‘ On Heaven’s Door“ in lupenreinem Cinemascope gedreht wurde und nicht mit aufgeblasener TV-Ästhetik daherkommt. Mr. Brown Entertainment und die neugegründete Buena Vista Spielfilmproduktion hat mit „Knockin‘ On Heaven‘ s Door“ nicht nur ein hochklassiges Spielfilmdebüt abliefert, sondern auch ein kommerziell sehr vielversprechendes Objekt, dessen Start im Februar 1997 mit Spannung erwartet werden darf.