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Mad Circus - Eine Ballade von Liebe und Tod

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Balada triste de trompeta: Zwei Clowns buhlen in dieser in Venedig preisgekrönten Mischung aus Horror, Splatter und Drama um die Gunst einer Zirkusartistin.

Poster

Mad Circus - Eine Ballade von Liebe und Tod

Handlung und Hintergrund

Ein Junge erlebt, wie sein Vater, Zirkusclown und Widerstandskämpfer gegen den Faschismus, im Bürgerkrieg von Franco-Anhängern getötet wird, und tritt als trauriger Clown in seine Fußstapfen. Mit einem fröhlichen Clown kämpft er um die Zuneigung einer betörenden Trapezkünstlerin. Durch Entwürdigung und Demütigung wird er zu einem Monster ohne Moral, das nicht nur seinem Rivalen das Gesicht zerfetzt, sondern auch sich selbst übelst zurichtet.

Ein Junge erlebt, wie sein Vater, Zirkusclown und Widerstandskämpfer gegen den Faschismus, im Bürgerkrieg von Franco-Anhängern getötet wird, und tritt als trauriger Clown in seine Fußstapfen. Mit einem fröhlichen Clown kämpft er um die Zuneigung einer betörenden Trapezkünstlerin. Durch Entwürdigung und Demütigung wird er zu einem Monster ohne Moral, das nicht nur seinem Rivalen das Gesicht zerfetzt, sondern auch sich selbst übelst zurichtet.

Darsteller und Crew

Regisseur
  • Álex de la Iglesia
Produzent
  • Adrian Politowski,
  • Gilles Waterkeyn,
  • Gerardo Herrero,
  • Yousaf Bokhari
Darsteller
  • Carlos Areces,
  • Antonio de la Torre,
  • Carolina Bang,
  • Sancho Gracia,
  • Juan Luis Galiardo,
  • Enrique Villén,
  • Manuel Tallafé,
  • Manuel Tejada,
  • Gracia Olayo,
  • Santiago Segura,
  • Fernando Guillén Cuervo,
  • Fofito,
  • Sasha di Benedetto,
  • Jorge Clemente,
  • Juana Cordero,
  • Luis Varela,
  • Terele Pávez
Drehbuch
  • Álex de la Iglesia
Musik
  • Roque Baños
Kamera
  • Kiko de la Rica
Schnitt
  • Alejandro Lázaro
Casting
  • Camilla-Valentine Isola

Kritiken und Bewertungen

5,0
1 Bewertung
5Sterne
 
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4Sterne
 
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3Sterne
 
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1Stern
 
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Kritikerrezensionen

    1. Der Anfang führt uns hinein in eine Zirkusvorstellung, zu lachenden Kindern und herumtölpelnden Clowns. Eine Nummer, die direkt abgebrochen wird: Denn im Jahr 1937 in Madrid suchen die Republikaner Soldaten für den Kampf gegen Franco. Die Faschisten: Das sind natürlich die Bösen im Film. Die Antifaschisten sind aber auch nicht die Guten – wie hier mit brutaler Gewalt „Freiwillige“ zusammengesammelt werden im Zirkus… Nur der Sohn des lustigen Clowns, ein bleichgesichtiger, dicklicher Brillenträger, und ein Löwe bleiben zurück.

      Der spanische Bürgerkrieg: Das ist bei Alex de la Iglesia ein blutiges, groteskes Gemetzel – die Zirkusleute kämpfen und unterliegen, fallen wie die Fliegen. Nur der lustige Clown, noch in seiner Auftrittsmaske mit blonder Frauenperücke, Bart, Schminke, buntem Kostüm hackt sich mit seiner Machete durch die feindlichen Linien – ein schreckliches, faszinierendes, auf makabre Art komisches Bild, in dem lustig und grausam, gut und böse sich gegenseitig aufheben.

      In „Balada Triste de Trompeta“ geht es um solche Dichotomien: Der lustige und der traurige Clown, der gute und der böse, die Liebe zu den Kindern und die rachsüchtige Angst, die verbreitet wird, das Grausame, höchst Brutale und der slapstickhafte Witz, der dagegensteht – das sind Gegensätze, die sich in ihrer Gegenüberstellung in Nichts auflösen, wenn Grauen und Gelächter ohne Grenze ineinander übergehen.

      Javier heißt der Sohn des lustigen Clowns, des Kämpfers gegen Francos Truppen, der im Arbeitslager – beim Bau des überdimensionalen Denkmals des Tales der Gefallenen – getötet wurde und seinem Sohn den Ruf nach Rache mit auf den Weg gab. Nun, 1973, ist Javier ein trauriger Clown in einem Zirkus an der Seite des jähzornigen, cholerischen Sergio, ein Macho, der seine Geliebte Natalia nach Gutdünken herumkommandiert und auch gerne mal zusammenschlägt, wenn er getrunken hat, was allabendlich geschieht. Und: Sergio liebt Kinder, ist der beste Clown, den man sich vorstellen kann – auch bei ihm, schon in dieser einfachen Sache, zwei entgegengesetzte charakterliche Seiten, die miteinander kombiniert werden. Natalia ist nicht sein Opfer: Sie will es nicht anders, will ihn nicht verlassen, er ist ein Tier, dessen Wildheit sie braucht – und sie spielt mit Javiers Naivität, mit seiner Unschuld, wie eine Katze mit der Maus spielt.

      Einmal besuchen Natalia und Javier zusammen einen Rummelplatz, heißa, es geht ihnen gut, sie tanzen vergnügt durch die Menge, Javier – wieder die gute und böse Seite – stiehlt vor lauter Liebesglück einem kleinen Kind die Zuckerwatte – als Sergio vor ihnen steht. Mit gewaltigem Schlag schleudert er Natalia quer über die Straße, packt Javier auf einen Hau den Lukas und schlägt ihm mit dem Hammer auf den Bauch, bis die Glocke ertönt... Aus dem Krankenhaus haut Javier ab, zurück zum Zirkus, sieht Javier mit Natalia ficken, zerschneidet die Zeltwand, „rettet“ Natalia, indem er Sergio höchst brutal in größter Wut mit einer Trompete das Gesicht zerstört. Eine Sequenz voller Gewalt, voller Brutalität, voll grandioser Bilder und einfallsreichster schwarzhumoriger Momente – eine Szene, deren emotionaler Pathos, sadistische Härte, deren barbarische Derbheit und melodramatische Höhe dadurch völlig konterkariert wird, dass Javier die ganze Zeit über halbnackt in hinten offenem Krankenhauskittel herumläuft. Er flieht in den Wald, kriecht in einer Höhle unter, lebt wie ein Tier, ernährt sich von einem Hirsch, der in seinen Unterschlupf gestürzt kam – eine unglaubliche Wucht an Ideen, ein vorwärtstreibender Sog der Szenenabfolge ist das, der den Film in immer weitere Tiefen führt, die man gesehen haben muss. Wie der ganze Film ohnehin stets ein Fest fürs Auge ist, eine überwältigende visuelle Orgie.

      De la Iglesia greift zurück auf das Genre des Zirkusfilm, bei dem stets zwei Artisten Rivalen, oft Todfeinde, sind um dieselbe Frau – das hat natürlich eine starke Fallhöhe, im Zirkus gibt es ohnehin allerlei Gefahren, wilde Tiere, hohe Seile, scharfe Waffen, die das Melodram mit dem Abenteuerlichen verbinden. Und: Immer wieder geht der Zirkusfilm in Richtung Horror, in den 20er Jahren gab es diese Filme mit Lon Chaney: „He Who Gets Slapped“ von Victor Sjöström ist eine tieftraurige, bluttriefende Ballade, „The Unknown“ von Tod Browning eine grauenhafte Groteske um einen armlosen (!) Messerwerfer... Diese Tradition schreibt de la Iglesia fort. Nur dass bei ihm Kategorien wie gut und böse, Freund und Feind, Normalität und Wahnsinn nicht mehr gelten: Bei ihm versinkt alles in schlimmstem Wahnsinn, in allerschlimmstem.

      Sergios Gesicht wurde von einem Tierarzt (!) notdürftig zusammengeflickt, Kindern bereitet der Anblick dieses Monsters nun allergrößte Angst. Javier hat sich nach einem weiteren Gemetzel an Alt-Faschisten in eine ultraböse Clownskarikatur verwandelt, in Bischofsmantel mit Dummer August-Accessoires und mit einem Gesicht, das er sich zur Fratze umgestaltet hat: mittels Bügeleisen, Scheren, Säuren hat er sich die Schminke für immer eingebrannt, und mit MPs richtet er Blutbäder an auf der Suche nach der geliebten Natalia.

      Wobei de la Iglesia diskret die Geschichte des Franco-regierten Spanien einfließen lässt, ein Bombenattentat auf General Blanco, Francos rechte Hand, oder die medial gesteuerte Fahndung nach Terroristen, die dann von der Suche nach dem mordenden Clown ersetzt wird... Das ganze moderne Spanien des Franco-Regimes ist von Wahnsinn durchsetzt, von seinen brutalen Anfängen bis zum Finale in den 70er Jahren, wenn die alten verdorrten Triebe doch noch weiterwuchern und neue Formen von Sadismus und Perversität freilegen.

      Natalia steht zwischen zwei Clowns, die verrückte Monster geworden sind. Und in einem überdimensionierten Finale hoch oben in der Luft, auf dem Querbalken des riesigen Kreuzmonuments von Francos Mausoleum Valle de los Caídos, findet alles sein Ende. Leben, Liebe, auch dieser Film – ein Film, der den Zuschauer mit seinem schwarzen, bösen Witz lockt und zugleich provoziert und herausfordert mit den bewussten und gewollten charakterlichen Ambivalenzen, die schließlich alle miteinander in den Abgrund des Bösen stürzen. Denn hier ist nichts, an das man sich emotional halten könnte, hier ist keiner, mit dem man sympathisieren könnte – eine Achterbahnfahrt im Gruselkabinett. Mit ganz echten Monstern.

      Fazit: Alex de la Iglesia greift die Zutaten des Zirkusfilmgenres auf und schüttelt sie kräftig durch, um einen überaus grotesken Film mit überwältigenden Bildern zu schaffen, der es dem Zuschauer nicht leicht macht und ihn andererseits mit makabrem Witz verführt. Mit den Clowns kamen die Tränen – vor Furcht und vor Lachen.
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    2. Mad Circus - Eine Ballade von Liebe und Tod: Zwei Clowns buhlen in dieser in Venedig preisgekrönten Mischung aus Horror, Splatter und Drama um die Gunst einer Zirkusartistin.

      Zwei Clowns buhlen in dieser in Venedig preisgekrönten Mischung aus Horror, Splatter und Drama um die Gunst einer Zirkusartistin.

      Mit seinem Spielfilmdebüt „Aktion Mutante“ machte er das spanische Independent-Kino wieder international hoffähig, sein tiefschwarzer und bitterböser Humor, sein Ausreizen von schlechtem Geschmack und Gewalt gehören zu den Markenzeichen von Àlex de la Iglesia. Und die findet man zuhauf in seinem makaber geprägten Blick ins Franco-Spanien. Der dröhnende Film packt mehrere Jahrzehnte spanischer Historie in eine Art „Inglorious Basterds“-Version.

      Ein Junge erlebt, wie sein Vater, Zirkusclown und Widerstandskämpfer gegen den Faschismus, im Bürgerkrieg von Franco-Anhängern getötet wird und tritt als trauriger Clown in seine Fußstapfen. Mit einem fröhlichen Clown kämpft er um die Zuneigung einer betörenden Trapezkünstlerin: Die Schöne und die Biester. Zwischen totalem Wahnsinn, lasziver Liebe und brutalster Gewalt laviert die Handlung, die in einem tödlichen und visuell fantastischen Countdown endet. Schon allein das Zirkus-Personal gehört in eine Freak-Show. Was als politisches Drama beginnt, mündet in einem verrückten Amoklauf und blutigen Splatterfilm.

      Die Geschichte vom traurigen Clown ist eine Metapher, für Iglesia sind alle Spanier traurige Clowns, weil sie unter der Last der faschistischen Vergangenheit leiden, die sie verschweigen, der sie sich nicht stellen, die sie verfolgt. Ein Albtraum, den er als bombastische Bilder- und Gewaltorgie auf die Leinwand zaubert mit der Absicht, Wut und Schmerz durch grotesk-überdrehten Witz zu vernichten, gleichzeitig aufzuwühlen und zum Lachen und Weinen zu bringen.

      In einer fiebrigen Halluzination des Bösen gerät die traurige Gestalt immer tiefer in einen Strudel der Unmenschlichkeit, bis sie wie ein Jagdhund abgerichtet den Jägern das tote Wild apportiert. Entwürdigung und Demütigung machen ihn zu einem Monster ohne Moral, das nicht nur seinem Rivalen das Gesicht zerfetzt, sondern auch sich selbst übelst zurichtet. Die Fratze des Todes ist hässlich und schön. Bei manchen Exzessen dreht sich der Magen um, und man möchte aus dem Kino rennen, aber die lärmende Ballade entwickelt als Highway to Hell einen teuflischen Sog, nicht zuletzt wegen teilweise durchkomponierten und bestens choreografierten Bildern. mk.
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