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Faust

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Faust: Sokurov verfilmt Goethe: In Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnete, äußerst eigenwillige Interpretation des Klassikers.

Poster Faust 2011

Faust

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Handlung und Hintergrund

Der Universalgelehrte Faust stellt fest, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse, von denen er in seiner Jugend geschwärmt hat, keine ausreichende Angaben beinhalten, wie die Welt oder das Leben wirklich ist. Daraufhin schließt der Doktor in seinem ewigen Streben nach Wissen einen verhängnisvollen Pakt mit Mephisto, dem Gegenspieler Gottes. Dabei vergisst er aber seine moralischen und ethischen Werte und verfolgt als rastloser Forscher seine Ziele ohne jedwede Rücksicht auf seine Umwelt.

Der Universalgelehrte Faust stellt fest, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse, von denen er in seiner Jugend geschwärmt hat, keine ausreichende Angaben beinhalten, wie die Welt oder das Leben wirklich ist. Daraufhin schließt der Doktor in seinem ewigen Streben nach Wissen einen verhängnisvollen Pakt mit Mephisto, dem Gegenspieler Gottes. Dabei vergisst er aber seine moralischen und ethischen Werte und verfolgt als rastloser Forscher seine Ziele ohne jedwede Rücksicht auf seine Umwelt.

Um sein Streben nach Wissen zu vervollkommnen, lässt sich der Gelehrte Frau auf einen Pakt mit Mephisto ein. Sokurov verfilmt Goethe: In Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnete, äußerst eigenwillige Interpretation des Klassikers.

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Darsteller und Crew

  • Johannes Zeiler
    Johannes Zeiler
  • Isolda Dychauk
    Isolda Dychauk
  • Georg Friedrich
    Georg Friedrich
  • Hanna Schygulla
    Hanna Schygulla
  • Maxim Mehmet
    Maxim Mehmet
  • Andreas Schmidt
    Andreas Schmidt
  • Alexander Sokurow
    Alexander Sokurow
  • Anton Adasinskiy
  • Antje Lewald
  • Florian Brückner
  • Sigurdur Skúlason
  • Juri Arabow
  • Marina Korenewa
  • Andrei Sigle
  • Bruno Delbonnel

Bilder

Kritiken und Bewertungen

2,5
10 Bewertungen
5Sterne
 
(3)
4Sterne
 
(0)
3Sterne
 
(1)
2Sterne
 
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1Stern
 
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Kritikerrezensionen

    1. Diese vom russischen Filmemacher Alexander Sokurow geschaffene Version von Goethes „Faust“ erhielt 2011 den Goldenen Löwen des Filmfestivals von Venedig. Sie zeigt einen grüblerischen Titelhelden im Dauergespräch mit Mephisto, der als Pfandleiher auftritt. In ihren Diskussionen werden Bruchstücke aus dem Originaldialog aufgegriffen und assoziativ variiert. Markanter als diese sprachliche Ebene der Auseinandersetzung erscheint Sokurows visuelle Inszenierung. Die Bilder sind voller Botschaften und innerer Unruhe, die Figuren wirken geheimnisvoll und zwiespältig. Der Film wurde zuerst gedreht und dann komplett in deutscher Sprache nachvertont.

      Gefühle und Gemütvolles haben in diesem Film kaum Bedeutung. Stattdessen setzt er auf Körperlichkeit, auf Gewusel, Drängen, Drücken, Schubsen, die Figuren rücken sich gegenseitig grotesk auf die Pelle und stoßen sich unwillig voneinander ab. Faust ist depressiv und hat sich einen Schierlingstrank besorgt, um aus dem Leben zu scheiden. Aber der Teufel in Gestalt des Pfandleihers oder Wucherers, wie er in der Besetzungsliste bezeichnet wird, trinkt ihn ihm weg. So treibt der allmählich ergrauende Wissenschaftler ratsuchend durch die Handlung, bis ihn schließlich die Triebe kopflos werden lassen.

      Der österreichische Schauspieler Johannes Zeiler stellt Faust als einen Fremden in seiner Umgebung dar, einen Mann ohne Bodenhaftung. Sein mephistophelischer Dauerbegleiter wird von dem russischen Schauspieler Anton Adassinsky dargestellt. Der alte Wucherer hat abstoßende körperliche Anomalien, verfügt aber über eine hartnäckige Energie. Die Frauen, so auch eine wohlhabende Dame, die von Hanna Schygulla gespielt wird, suchen wie hypnotisiert seine Nähe.

      Als Kulisse für den Schauplatz, der geschätzte 200 Jahre in der Vergangenheit liegt, dient ein Städtchen mit engen Gassen, hohen Mauern und Fachwerk. Draußen herrscht ein Durcheinander geschäftigen Treibens, Federvieh läuft herum, ein Storch wagt sich unter die Menschen. Die sorgfältigen Bildkompositionen, seien es hohe Torbögen, eine Holzbrücke, Ziegelmauern, die an grauen Fels grenzen, wirken wie Malereien aus vergangenen Jahrhunderten, suggerieren ein deutsches Heimatbewusstsein. Das gilt auch für die Landschaften, an die der kleine Ort grenzt, der Wald, die lieblichen Fluren mit der Windmühle am Horizont.

      Traumwandlerisch geraten die Menschen auf Abwege, als sie den schützenden Ort verlassen, um Margaretes Bruder zu beerdigen. Der Rückweg führt sie in den dunklen Tann, schier endlos müssen sie dort einen felsigen Berg hinabsteigen. Sokurow schafft mit kleinen Nebenhandlungen einen chaotischen Gesamteindruck. Es gibt Fantasiegestalten und verzerrte Aufnahmen. Das visuell heraufbeschworene Klima des Verfalls bezieht das Verhalten selbst der Statisten mit ein: Die vielen Menschen benehmen sich ein wenig irre, als würden sie die Lebensbedingungen, die Enge, die Epoche als Zumutung empfinden und mit Verachtung und Abstumpfung antworten. Sie scheinen wenig Macht über ihre Existenz zu besitzen. Interessanterweise versteht Sokurow diesen Film als vierten einer Tetralogie über Machtmenschen, mit den Vorgängern „Moloch“, „Taurus“ und „Die Sonne“.

      Die mädchenhafte Margarete erscheint in diesem Szenario besonders unschuldig und rein. Sie wird gespielt von Isolda Dychauk, die man im Herbst 2011 in dem ZDF-Film „Borgia“ in der Rolle der Lucrezia Borgia sehen konnte. Allerdings hat auch diese beichtfreudige Kirchgängerin eine Art zweites Gesicht, das in einen lüstern triumphierenden Ausdruck abgleiten kann, als wäre es die Verkörperung einer männlichen Angstfantasie. So düster wie hier ausgemalt hat vielleicht nicht jeder das Werk von Goethe in Erinnerung. Aber beim Nachschlagen im ersten Teil der Tragödie findet man die Dunkelheit und das lauernde Verderben, welche Sokurow herausstellt.

      Fazit: Ein suggestiver Bilderreigen des Verfalls begleitet den trübsinnigen Titelhelden durch seine klassische Tragödie.
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    2. Faust: Sokurov verfilmt Goethe: In Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnete, äußerst eigenwillige Interpretation des Klassikers.

      Alexander Sokurov erhielt für seine wuchtige Adaption von Goethes „Faust“ den Goldenen Löwen und schließt damit seine Tetralogie über die Mechanismen der Macht ab.

      Schon die erste Einstellung mit einem verschrumpelten Etwas zeigt, dass es hier nicht um feine Ästhetik geht. Das Teil ist ein Penis und gehört zu einem Toten, den Faust und sein Schüler sezieren. Dabei reden sie über den Ort der Seele, mehr theoretisch, denn im Folgenden geht es weniger um Philosophie als um die profane Gier nach Sex und Geld. Wer Mephisto als einen intellektuellen Verführer wie bei Gustaf Gründgens erwartet, wird sich verwundert die Augen reiben. Alexander Sokurovs Mephisto erinnert mit seiner blässlichen Haut und seinem fratzenhaften Gesicht an ein hässliches Monster, das mit Ringelschwänzchen am Rücken nur abstoßend wirkt und unter Hänseleien leidet. Auch die Texte sind nur fragmentarisch dem Goethe-Original entnommen, der Großteil besteht aus einer sehr freien Stoffbearbeitung, Sokurov liest zwischen den Zeilen.

      „Faust“ mit dem österreichischen Theaterschauspieler Johannes Zeiler als Titel gebende Figur sowie Georg Friedrich, Hanna Schygulla und Florian Brückner ist ein visueller Faustschlag, der jegliche traditionelle Vorstellung in Stücke zerbricht und daraus Neues kreiert. Der russische Regisseur stellt Goethes Tragödie kongenial auf den Kopf und lässt in einer chaotischen Bilderwelt die niedrigsten Instinkte ausbrechen. Nach „Moloch“ über Hitler, „Taurus“ über Lenin und „The Sun“ über den japanischen Kaiser Hirohito ist dies der letzte Teil der Tetralogie über den Missbrauch und die Mythen von Macht. Sokurov lässt seinen Faust durch mittelalterliche Gassen streifen und taucht die Bilder in düstere und verwaschene braune und grünliche Farbtöne, arbeitet mit Speziallinsen, die für eine eigenartige Verzerrung sorgen. In der sehr eigenen Umsetzung von Postapokalypse ist auch der Einfluss des deutschen Filmexpressionismus zu spüren. Faust unterschreibt den Pakt mit dem Teufel mit Blut, um nur eine Nacht mit Gretchen zu verbringen, eine zarte Nymphe - fast wie von David Hamilton mit Weichzeichner entworfen. „Faust“ ist ein Filmkunstwerk mit außergewöhnlichen Einfällen. Wenn Gretchen und Faust zum Liebesspiel in den See fallen, mischen sich Fantasy und Realität, Mephisto triumphiert nicht, sondern wird unter Steinbrocken begraben. Am Ende sieht man kochende Geysire in Island, die sich ihren Weg an die Oberfläche suchen. Trotz deutscher Sprache ist „Faust“ mit seinen Metaphern zutiefst russisch. mk.
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      1. Was die Naturwissenschaften angeht, ist Faust Universalgelehrter. Sein Wissensdurst scheint unstillbar, doch sind ihm die Erkenntnisse nie gut genug. In seiner unerschöpflichen Neugier und der umtriebigen Suche nach dem Sinn des Lebens schließt er einen Pakt mit dem „Wucherer“, der ihn auf einen Pfad der Unmoral und Rücksichtslosigkeit führt. Die Geschichte des Faust ist bekannt, doch der russische Meisterregisseur Alexander Sokurow schafft es, der legendären Figur neues dramatisches Leben einzuhauchen. Eingebettet in monumentale Landschaften und ein aufwändiges Setting lässt Sokurow seine Darsteller in Goethes Drama eintauchen, ohne sich sklavisch nah an die Vorlage zu halten. Die Bildkomposition wirkt fast wie Malerei, die Musik ist opernhaft gewaltig und das Spiel der internationalen Theatergrößen, die hier versammelt sind, ist expressiv und kraftvoll. Eine vor Energie überbordende Literaturverfilmung mit hohem Anspruch, die Goethes Werk in ein neues Licht taucht.

        Jurybegründung:

        In dieser radikalen Neuinterpretation hat der russsische Regisseur Alexander Sokurow dem Klassiker alles Museale und Schulbuchhafte genommen. Ein paar Goethe-Zitaten wie „Habe nun ach…“ oder „kann ohne Geleit nach hause gehen…“ fallen so beiläufig, dass man sie fast überhört hätte.
        Auch sonst vermeidet Sokurow jede klassische Klarheit. Seine Bilder und Töne sind verzerrt und vieldeutig, und schon von der ersten Szene an wird klar, dass die Seele kein wertvolles Gut mehr ist, weil die Menschen in der beginnenden Moderne schlicht nicht mehr an sie glauben. Faust wühlt in den Organen einer Leiche herum, doch die Seele ist zwischen den herausquellenden Organen nicht zu finden.
        Der Pakt mit dem Teufel ist wie vieles andere als eine Farce inszeniert: Faust beklagt sich über die mangelnde Rechtschreibung und verbessert sie wie ein Diktat.
        Die Unterschrift mit seinem Blut wird schließlich ein kaum erkennbares Gekritzel. Mephisto selber ist hier grotesk missgebildet, mit einem kleinen Schweineschwänzchen am Hinterteil. Statt Faust die Allmacht und das Paradies auf Erden zu versprechen, verblüfft er ihn mit ein paar billigen Wundern, die eher wie Zaubertricks wirken. Er trinkt eine Flasche mit Schierling aus, ohne am Gift zu sterben und lässt eine Mauer Wein bluten. Unterschwellig vergiftet er den wenigen Idealismus, den Faust noch hat, sodass dieser sich am Ende des Films von ihm befreien kann. Denn nun ist er der gänzlich diesseitig Dämonische, der in die totalitäre Freiheit des 20. Jahrhunderts wandert. So ist dieser FAUST ein konsequenter Abschluss von Sokurows Tetralogie über Machthaber, eine Art Prequel zu den Filmen über Hitler, Lenin und den japanischen Kaiser Hirohito. Bewusst sperrig inszeniert, mit einer eher diffusen Dramaturgie voller Abschweifungen und rätselhafter Begegnungen (Hanna Schygulla als die diesen umschwänzelnde „Ehefrau“ des Teufels). Die Handlung scheint eher einer (Alp)traumlogik zu folgen, nicht nur deshalb ist diese Inszenierung auch formal ein grandioser Gegenentwurf zu der klassischen Vorlage.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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