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Im nächsten Leben

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Im nächsten Leben: Mehr deutsch-deutsches Drama als Krimi mit einem starken Edgar Selge als Reporter und Mensch in der Krise.

Poster

Im nächsten Leben

Handlung und Hintergrund

Wolfgang Kerber ist alternder Reporter einer Tageszeitung und muss sich durch Human-Interest-Stories über Gewaltopfer über Wasser halten. Zur Zeit der DDR war er noch ein erfolgreicher Sportreporter gewesen und hatte für seinen Beruf seine Familie sträflich vernachlässigt. So steht es mit der Beziehung zu seiner inzwischen erwachsenen Tochter nicht gerade zum Besten, sie sehen sich nur selten. Als die Pädagogin ihm bei einem ihrer Kurztreffen von einer Ausreißerin erzählt, hofft er, damit noch einmal eine große Geschichte landen zu können. Er macht sich auf in die ostdeutsche Provinz.

Darsteller und Crew

  • Edgar Selge
    Edgar Selge
  • Ludwig Trepte
    Ludwig Trepte
  • Frank Kaminski
    Frank Kaminski
  • Anja Schneider
  • Ralf Dittrich
  • Marie Luise Stahl
  • Silvina Buchbauer
  • Knut Berger
  • Henning Peker
  • Daniel Fripan
  • Marco Mittelstaedt
  • Sven Poser
  • Ulrich Stiehm
  • Michael Kotschi
  • Vincent Assmann
  • Gergana Voigt
  • Lars Löhn
  • Simone Bär

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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2 Bewertungen
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Kritikerrezensionen

    1. „Im nächsten Leben mach ich alles anders“, sagt Vater Wolfgang; doch die Tochter Margitta weiß: „Du bist seit 18 Jahren in deinem nächsten Leben, und du hast nichts anders gemacht. Doch: du hast keine Familie mehr.“

      In seinem ersten Leben war Wolfgang Kerber der Leibfotograph von Erich Honecker gewesen, viele Privilegien, viel unterwegs, und seine Familie hat zuhause als Faustpfand für seine garantierte Rückkehr herhalten müssen. Jetzt ist Kerber der rasende Reporter für das Berliner Blatt, Bereich Berlin – Brandenburg – Sachsen-Anhalt. Er ist immer noch viel unterwegs, doch jetzt wartet keiner mehr auf ihn zuhause. Sein zweites Leben ist genauso erbärmlich wie sein erstes; nein, noch schlimmer: er hat keine Privilegien mehr.

      Kerber jagt den kleinen Geschichten hinterher, die den Lesern Hoffnung geben sollen; das heißt: er verbraucht pro Monat 1500 Euro an Spesen und die Arbeitskraft seiner Redakteurin für 50 Druckzeilen. Kann dabei nicht mal selber seine Artikel schreiben, und die Bedienung von Laptop und Digitalkamera überlässt er seinem Freund, Ex-Kollegen und Informant mit Polizeifunkabhöranlage. Mit Guten Tag oder Danke hält er sich dabei nicht auf.

      Sein Leben ist scheiße, aber das will er nicht wahrhaben. Er ist total out, beruflich wie privat, ohne es zu merken. Mit der Tochter schweigt er sich an, am Grab der Mutter oder bei einem monatlichen kurzen Treffen im Café, oder er ergeht sich in Floskeln, oder er sondert die subtile Feindseligkeiten eines verkappten Zynikers ab.

      Aus uneingestandener Verzweiflung braucht er einen Scoop, und da kommt gerade recht, dass seine Tochter, eine Lehrerin, ihm von einem vermissten Mädchen erzählt. Er recherchiert und weiß auch gleich, wer Schuld ist: die bösen Buben einer Gang, die Verkörperung der Verrohung der nachwachsenden Generation. Aus diesem Milieu will er sein Hoffnungs-Happy-End herauskitzeln, und er sucht sich seine Puzzleteile zusammen. Wenn sie nicht passen, sägt er sie zurecht und presst sie dann in das Bild, das er haben will. Und das nur in seinem Kopf ent- und besteht. Er beutet seine Tochter aus und macht sich auf die Jagd nach der Jugendbande, die in sein Weltbild passt eines von Hoffnungslosigkeit geprägten Landes, das in Resignation versinkt. Ohne zu merken, dass er damit lediglich seine eigenen Befindlichkeiten nach außen überträgt.

      Er braucht eine Welt, die so aussieht, denn für sie schreibt er, ihr will er Hoffnung geben mit den positiven Ausgängen seiner kleinen Alltagsgeschichten. Wäre die Welt anders, verlöre alles seinen Sinn; und so konstruiert er sich seine Welt und seine Leserschaft, weil nur das ihm Kraft gibt – ohne sie könnte er nicht bestehen, auch, wenn sie nur in seiner Illusion existieren.

      Also baut er sich seine Story um die vermisste Schülerin zusammen, weil die genau auf seine Sicht der Dinge passt, weil aus ihr eine Hoffnungsgeschichte werden kann, von der er glaubt, dass die Welt sie braucht; aber vor allem braucht er selbst sie… Nur: als er die Vermisste findet, verweigert die ihm sein Happy End, lässt seine Illusion platzen. Nicht, weil die Welt nicht böse wäre, hoffnungslos und resigniert. Aber sie ist eben nicht seine Welt; nicht mehr sein Leben. Die Welt lässt sich von ihm nicht so machen, wie es ihm gefällt.

      Vater-Tochter-Konflikt und eine belastete Vergangenheit, ein verlorenes Leben in den neuen Ländern und das verzweifelte Verlangen nach irgendeinem Halt im Leben vermischt Regisseur Mittelstaedt zu einem Film, der sowohl Einzelporträt eines Entfremdeten ist als auch Gesamtschau über Befindlichkeiten eines Landes, das in ein zweites Leben gepresst wurde. Das erste Leben, vor der Wende, das hält Kerber heilig, will es nicht antasten für die Enthüllungsmemoiren des Freundes über das Privatleben der Bonzen damals.
      Und über allem steht der Krebstod der Ehefrau: Hätte der verhindert werden können, wenn man mehr Familie gewesen wäre? Wenn man mehr miteinander gesprochen hätte? Wenn Wolfgang Kerber mehr da gewesen wäre, mehr Vater gewesen wäre?

      Fazit: Psychologisch genaues Porträt eines in einem illusionären Leben gefangenen Verlierers.
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    2. Im nächsten Leben: Mehr deutsch-deutsches Drama als Krimi mit einem starken Edgar Selge als Reporter und Mensch in der Krise.

      Krimidrama mit Edgar Selge als zu DDR-Zeiten privilegierter Fotoreporter, der nun, beruflich angeschlagen, von seiner Vergangenheit eingeholt wird.

      Es gäbe so einiges, was der 56-jährige Wolfgang Kerber (sehr präsent: Edgar Selge, „Das Experiment“) im nächsten Leben ändern würde. Sein eigenes als rasender Fotoreporter einer deutschen Tageszeitung lässt doch sehr zu wünschen übrig. Sein Redakteur betrachtet ihn als Kostenfaktor und verlangt Unterhaltung statt Humanismus, mit dem Kerber über Gewaltopfer berichtet, um einer gleichgültigen Welt Hoffnung zu geben. Aus diesem Engagement spricht das schlechte Gewissen: Der abgekämpfte Typ ist nicht der umgänglichste Zeitgenosse und merkt nicht, was er anderen antut, auch nicht seiner erwachsenen Tochter Margitta (Anja Schneider), die ihm am Grab der Mutter auf eine vermeintliche Sensationsstory bringt. Er sieht sie als seine vielleicht letzte Chance. Doch die Recherche in der strukturschwachen Provinz Sachsen-Anhalt bringt ein ganz anderes Ergebnis als erwartet und wirft Kerber auf seine nie aufgearbeitete Vergangenheit zurück: Als Sportreporter der DDR genoss er ein privilegiertes Leben auf Kosten seiner Familie und musste nach der Wende neu anfangen. Informant Konrad (Ralf Dittrich, derzeit in „Phantomschmerz“) scheint sein einziger Verbündeter im verkommenen Jammertal des Westens zu sein. Ein Streit mit seiner Tochter, die ihm schwere Vorwürfe macht, bricht seine Verkapselung auf.

      Damit ist der gemächliche Krimi des auf ostdeutsche Sujets spezialisierten Marco Mittelstaedt („Jena Paradies“) letztlich Aufhänger für ein Vater-Tochter-Drama. Der Beitrag aus der ZDF-Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ hat nicht ganz Kinoformat, die Geschichte ist etwas dünn und die Konflikte sind nicht richtig ausgearbeitet, um ihr ganzes dramatisches Potenzial zu entfalten. Doch die in dunkle, kalte Bilder getauchte Studie um einen Wendeverlierer punktet mit überzeugenden Darstellern und einer kritischen Haltung nicht nur der DDR, sondern auch dem heutigen Deutschland gegenüber. tk.
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