Die Zeit, die man Leben nennt: TV-Drama um einen jungen Pianisten, der nach einem schweren Unfall querschnittsgelähmt bleibt.
Große Gefühle, ein großer Film: Sharon von Wietersheim erzählt in ihrem Melodram die Geschichte eines jungen Pianisten, der nach einem Unfall lernt, sein Schicksal anzunehmen.
Als „Prinz Jammerlappen“ wird Luca (Kostja Ullmann) von seinem Leidensgenossen Roderick, genannt Rod (Hinnerk Schönemann), bespöttelt. Der vielversprechende Pianist ist seit einem Unfall querschnittsgelähmt und hadert mit seinem Schicksal, während die anderen Behinderten in der Reha-Klinik versuchen, das Beste daraus zu machen. Nachdem Luca versucht, sich umzubringen und Rod ihn rettet, freunden die beiden jungen Männer sich an. Nach und nach lässt sich Luca von dem Lebenswillen des an Muskelschwund erkrankten Freundes anstecken, doch Klavierspielen will er nicht mehr - zumal er zwar die Tasten, nicht aber die Pedale eines Klaviers bedienen könnte. Doch dann verschlechtert sich Rods Zustand rapide, niemand weiß, wie lange er noch leben wird. „Du bist der einzige von uns, der beweisen kann, dass wir uns nicht unterkriegen lassen“ , überzeugt er Luca, sein Talent nicht brach liegen zu lassen.
Selbstmitleid oder Lebensmut, Aufgeben oder Kämpfen, Einsamkeit oder Freundschaft, das sind die Themen, um die diese deutsch-österreichische Koproduktion kreist. Sharon von Wietersheim erzählt stilsicher und stimmig, ohne zu viele Worte zu machen. Sie findet gemeinsam mit ihrem Kameramann David Sanderson die richtigen Bilder, ohne artifiziell zu sein und die Musik (Komponist: Wolfram de Marco), die vom Filmorchester Babelsberg eingespielt wurde, stützt die Geschichte, ohne sie zu erdrücken. Sogar als es um die Frage geht, ob und wie die jungen Männer ihre Sexualität leben können, sind die Szenen ohne Schmalz oder falsche Scham. Auch die Besetzung überzeugt: Kostja Ullmann („Das Wunder von Berlin“) ist als Luca ganz Gefühl, nicht alles, was er durchmacht, muss ausgesprochen oder gar diskutiert werden, man spürt es einfach. Hinnerk Schönemann („Der Boxer und die Friseuse“) ist die eigentliche Überraschung des Films, sein Roderick ist ehrlich, schonungslos und rührt ohne nach Mitleid zu heischen zu Tränen. Katja Weitzenböck spielt filigran, aber doch stark die Mutter, in einer Nebenrolle ist Björn Casapietra zu sehen, der als Schauspieler und Opernsänger das Konzertgeschäft ja aus eigener Anschauung kennt. Hier stimmt einfach alles. sw.