Ein Mann, ein Fjord: TV-Roadmovie-Komödie von und mit Hape Kerkeling in verschiedenen Rollen.
Es gibt ja diverse skurrile Entstehungsgeschichten erfolgreicher Filme, aber der Umweg, den „Ein Mann, ein Fjord“ hinter sich hat, ist in der Tat ungewöhnlich: Weil Hape Kerkeling und sein Lebensgefährte Angelo Colagrossi keinen TV-Sender von ihrer Drehbuchidee überzeugen konnten, haben sie gemeinsam mit Regisseurin Angelina Maccarone ein Hörbuch draus gemacht, einen „Film für die Ohren“. Sämtliche Sprechrollen übernahm Kerkeling selbst. Als sich „Ein Mann, ein Fjord“ prompt zum zweifach mit Platin ausgezeichneten Verkaufsknüller entwickelte, wurden die Sender doch noch hellhörig, aber da hatte das ZDF schon zugegriffen.
Den Sensationserfolg der CD wird der Film allerdings höchstwahrscheinlich nicht wiederholen: Kerkelings Ambitionen, mit seinem Humor ganze Filme zu tragen, führten bislang zu überwiegend durchwachsenen Ergebnissen; einige der Versuche waren sogar eher peinlich als komisch („Samba in Mettmann“). Auch „Ein Mann, ein Fjord“ lebt vor allem von der Situationskomik und weniger von einem durchgängig hohen Spannungsniveau: Wenn’s gerade nicht lustig zugeht, sackt der Film in sich zusammen (Produktion und Regie: Colagrossi). Daran ändern auch die diversen Zwischenspiele Kerkelings in verschiedenen Verkleidungen nichts.
Die Geschichte ist im Grunde ganz einfach: Der arbeitslose Norbert (Jürgen Tarrach) aus Wanne-Eickel ist ein typischer Glück-im-Unglückswurm. Im Leben hat er eher eine Niete gezogen, aber bei Lotterien aller Art gewinnt er regelmäßig. Meist ist das billiger Kram, der nun die Wohnung zumüllt, aber Norbert hat ein kindliches Gemüt und freut sich auch über Kleinigkeiten. Als eines Tages bei einem Preisausschreiben ein Fjord nach ihm benannt wird, überzeugt Tochter Ute (Olga von Luckwald) ihren chronisch reisescheuen Vater, sich auf den Weg nach Norwegen zu machen. Natürlich wird das ein Trip voller Hindernisse und denkwürdiger Begegnungen, weil Norbert, völlig pleite, sich sämtliche Passagen erschwindeln muss und die beiden auf allerlei lustige Vögel treffen.
Wie in allen Filmen von und mit Kerkeling ist das humoristische Niveau seltsam heterogen. Einige Gags sind lauthals komisch, andere verpuffen wirkungslos oder laufen sich tot. Dass der schnöselige Dr. Reinhold Schwarz-Ebershagen (Matthias Brandt) und seine Frau (Johanna Gastdorf) immer wieder Norberts Wege kreuzen, ist ja ganz lustig; dass sie den Einheimischen ihre Monologe stets auch auf englisch nachreichen, ist nur anfangs witzig. Kerkelings Gastauftritte sind gerade in seiner Paraderolle als Horst Schlämmer Selbstläufer, haben mit der Handlung aber nur am Rande zu tun. Und während Tarrach, ohnehin ein eher stiller Komödiant, seinen Norbert mit viel Würde versieht, muss Anneke Kim Sarnau als Gattin Birgit mimisch und ständig übers Ziel hinausschießen, was den vermutlich erhofften komischen Effekt zumeist verfehlt. Birgit reist dem Rest ihrer Familie hinterher, weil Norbert eine halbe Million gewonnen hat, den Gewinn aber innerhalb von zehn Tagen abholen muss. Auf der Fähre nach Norwegen treffen sämtliche handelnden Personen aufeinander, und es kommt zu den üblichen Verwechslungen, auf die kein Lustspiel verzichten mag.
Alles in allem wirkt „Ein Mann, ein Fjord“ wie die etwas zerdehnte Sonderausgabe einer Sketch-Comedy, bei der man bereit ist, die flauen Gags auszusitzen, weil’s auch immer wieder witzig wird. Es gibt eine Menge hübscher origineller Ideen am Rande, die beweisen, wie viel Liebe zum Detail in dieser Produktion steckt. Man lacht viel und gern, und die junge Olga von Luckwald, die hier ihre erste größere Rolle spielt, empfiehlt sich für weitere Aufgaben. Gemessen an den Erwartungen, die sich automatisch mit dem dutzendfach ausgezeichneten Hape Kerkeling verknüpfen, ist das trotzdem etwas wenig. tpg.