Distanz: Deutsches Independent-Drama mit Ken Duken als Soziopath, der motivlos Menschen mordet, bis ihm die Liebe einer Frau in die Quere kommt.
Deutsches Independent-Drama mit Ken Duken als Soziopath, der motivlos Menschen mordet, bis ihm die Liebe einer Frau in die Quere kommt.
Das Spielfilmdebüt von Thomas Sieben ist eine für wenig Geld entstandene Einzelgängerstudie, die mit Ken Duken („
Zweiohrküken„) als Serienmörder mit schizoider Persönlichkeitsstörung und der österreichischen Nachwuchsschauspielerin Franziska Weisz, die schon für Haneke, Seidl und Hausner vor der Kamera stand, zwei namhafte Darsteller aufweisen kann. Dem Charakter des porträtierten, stillen Menschen mit dunklem Geheimnis entsprechend, zeigt sich der Film selber als distanziertes und stummes Psychogramm.
Präzise folgt Sieben der Hauptfigur Daniel Bauer, der als Gärtner in einem botanischen Garten sein Tagwerk verrichtet, während er nachts von Autobahnbrücken Steine auf Autos wirft. Einen Unfall mit Todesfolge registriert er emotional reglos. Blasse, farbarme und dunkle Bilder zeigen die Welt, wie er sie sieht. Derweil beginnt sich seine Kollegin Jana (Weisz) für den gut aussehenden Loner zu interessieren, sehr zum Missfallen seines eifersüchtigen Chefs, dem Widerling Christian (Josef Heynert). Weder dessen Mobbing, noch Daniels abweisende Art können Jana aufhalten, die den zurückhaltenden Mann mit überraschend weicher Stimme erobert und mit ihm eine scheinbar normale Liebesbeziehung eingeht. Dass Daniel mit einem geklauten Jagdgewehr im Stadtpark schon zwei Jogger erschossen und die Polizei seine Spur aufgenommen hat, ahnt sie zwar, ist aber bereit, ihrer Liebe sogar die Wahrheit zu opfern.
Aus dieser Oszillation zwischen Glück und Tragik speist sich die konstante Spannung eines ruhig aufgefächerten Films, der auf jeglichen Soundtrack verzichtet und oft nur zu Hintergrundgeräuschen sein Studienobjekt durch Parks, Straßen und Wälder streifen lässt. Was Daniel bewegt, wie es in seinem Inneren aussieht, darüber schweigt sich Sieben und sein Drehbuch beharrlich aus. Koproduzent Ken Duken legt die Figur als waffenkundigen Schweiger mit starrem Blick und drängender Mordsucht aus, bleibt so undurchschaubar wie die Handlung - und vielleicht auch der Film selbst, was keinesfalls ein Nachteil ist. Das ungewöhnliche, fast minimalistische Werk in der Tradition von „Henry: Portrait of a Serial Killer“ und „Target“ eröffnete die deutsche Sektion der Berlinale 2009 und gewann unter anderem in Oldenburg den German Independence Award. tk.