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Zwölf Stühle

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Zwölf Stühle: Detailreiche Komödie nach einer populären Buchvorlage um die Veränderungen im Sowjetreich nach der Revolution.

Poster

Zwölf Stühle

Handlung und Hintergrund

Am Sterbebett der Schwiegermutter, einer alten russischen Aristokratin, erfährt Ippolit Matwejewitsch Worobjaninow vom Geheimnis der zwölf Stühle. In einem davon versteckte die alte Dame nach der Revolution ihre Diamanten. Nun sind die Möbelstücke kreuz und quer im Land verteilt. Gemeinsam mit dem cleveren Gauner Bender (Georgi Delijew) macht sich Worobjaninow auf, sie einen nach dem anderen ausfindig zu machen und zu durchsuchen. Kein ganz leichtes Unterfangen, zumal sich noch ein dritter Mitwisser an die Spur des ungleichen Duos heftet.

Basierend auf einem Roman von Ilya Ilf und Yewgeni Petrow aus den 20er Jahren und vor eindrucksvollen Originalkulissen schuf Ulrike Ottinger diese abenteuerliche Reise durch Land und Seele Russlands.

Adelsmarschall Matveyevitch macht sich auf die Suche nach dem wertvollen Juwelenschmuck seiner Schwiegermutter, den diese in ihrer Salongarnitur versteckt hatte. Nach der Revolution verschwanden die zwölf Stühle und sind mittlweile in ganz Russland verstreut. Bald beteiligen sich auch ein Gauner sowie ein Priester an der turbulenten Jagd nach dem Schatz.

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Darsteller und Crew

  • Ulrike Ottinger
    Ulrike Ottinger
  • Georgi Delijew
  • Genadi Skarga
  • Svetlana Dyagilyeva
  • Boris Raev
  • Olga Ravitzkaya
  • Irina Tokartschuk
  • Tatyana Chrustaliyova
  • Oxana Burlai
  • Irina Kowalskaja
  • Natalya Busko
  • Alla Brodskaya
  • Peter Fitz
  • Bettina Blickwede
  • Galina Patscheva
  • Tatjana Angeltschuk

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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1 Bewertung
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Kritikerrezensionen

  • Zwölf Stühle: Detailreiche Komödie nach einer populären Buchvorlage um die Veränderungen im Sowjetreich nach der Revolution.

    Ulrike Ottinger, Filmemacherin und Fotografin, gehört seit den 70er Jahren zu den interessantesten Persönlichkeiten der deutschen Kino- und Kunstszene. Spätestens 2002, durch ihre Teilnahme an der documenta 11 wurde ihr weltweite Anerkennung zuteil. Beim Experimental- und Dokumentarfilm ebenso wie beim Spielfilm zu Hause, hat sie sich stets der Norm, dem Mainstream verweigert, ist eigene Wege gegangen und hat unverwechselbare, eigenwillige Arbeiten wie „Bildnis einer Trinkerin“ oder „Johanna d’Arc of Mongolia“ realisiert. „Zwölf Stühle“, die Adaption der gleichnamigen Novelle von Ilja Ilf und Jewgeni Petrow, trägt wieder die typische Handschrift der Berliner Künstlerin, überrascht aber gleichzeitig auch als ihr bis dato zugänglichstes Werk.

    Mit ihren Filmen will Ulrike Ottinger stereotype, dem Ritual verpflichtete Seh- und Denkgewohnheiten aufbrechen, Raum für einen anderen Blick auf die Realität schaffen. Kunst sei die Fähigkeit, „die Dinge, die man sieht und erfährt, künstlerisch so zu verdichten, dass das Wesentliche sichtbar wird. Im spielerischen Umgang mit der Wirklichkeit werden ihre Elemente zu neuen Welten zusammengesetzt, aus deren Position ein schärferer Blick erst möglich wird.“ Die Verfremdung durch das Groteske setzt sie konsequent ein, um auf die Beschränktheit und Konventionalität dessen hinzuweisen, was wir für Realität halten. Ganz gleich, ob sie ihre Bilder langsam und unterkühlt inszeniert oder ob sie einen wahren Rausch aus Farben, Choreografie und Kostümen kreiert.

    Auch „Zwölf Stühle“ folgt nun diesem Prinzip, entfaltet zwischen wunderschönen Bildern - Kamerafrau Ottinger ist zu Recht auch anerkannte Fotografin - eine surreale (Welt-)Geschichte, einen modernen Weltzirkus, der damit beginnt, dass eine russische Aristokratin auf dem Sterbebett ihrem Schwiegersohn ein streng gehütetes Geheimnis anvertraut. Sie hat vor der Revolution ihre wertvollsten Juwelen in einem der zwölf Stühle ihrer Salongarnitur versteckt. Das Problem dabei: Die Stühle sind nach dem Umsturz verschwunden, über ganz Russland verstreut. So macht sich der Schwiegersohn, ein verarmter Adelsmarschall und Lebemann auf, um den Schmuck zu bergen. Und es dauert nicht lange, da beteiligen sich auch ein Betrüger und ein Priester an der turbulenten Schatzsuche.

    Bereits mehrfach verfilmt, unter anderem 1970 von Mel Brooks oder 1977 als Mini-Serie vom Kubaner Tomás Gutiérrez Alea, liegt der Reiz dieses aus den 20er Jahren stammenden Stoffes für die grenzgängerische Filmemacherin klar auf der Hand. Hier kann sie Dramaturgie und Spannung einer Schnitzeljagd mit einer dichten Bilderwelt aus (echten) Personen und (realen) Orten verknüpfen, hier trifft die göttliche Komödie aufs menschliche Leid, die Vergangenheit auf die Gegenwart, die Dokumentation auf die Fiktion, die Filmgeschichte auf den Geschichtsfilm. Story und Plot bilden so lediglich den roten Faden für dieses gut drei Stunden lange, nie wirklich langatmige Opus, in dem Ottinger vom Alltag der Menschen in den GUS-Staaten erzählt, von Veränderungen und ewigem Stillstand, von gesellschaftlichen Utopien, individuellen Hoffnungen, bodenloser Dummheit und simpler Gier.

    Wie in ihrem Dokumentarfilm „Südostpassage“ (Start: 20. Januar) reist sie, eine waschechte Autorenfilmerin in ihrem komödiantischen Roadmovie, ihrem pikarischen Bilderroman durch die neuen weißen Flecken auf Europas Landkarte, mixt Theater mit Tumult, lässt (Spät-)Kommunismus auf (Früh-)Kapitalismus prallen. Burlesk geht’s dabei zu, deftig und bunt. Ein deutscher Erzähler (Peter Fitz) führt durch den Film, die schillernden, lustvoll agierenden/chargierenden Protagonisten - besonders Georgi Delijew als schlitzohriger, wie ein Harlekin gekleideter Gauner Ostap Bender - nebst beigestellten Laien parlieren wechselweise auf Ukrainisch und Russisch während diesen Sprachen Unkundigen die deutschen Untitel weiterhelfen.

    Der Zuschauer staunt, wundert sich. Ottinger verweigert sich der Monotonie, scheut das Rollenklischees, die Kommerzialisierung und das Mittelmaß. Opas viel gescholtenes Kino ist für sie jedes Kino außer das ihrige. Wem das nicht passt, der darf/soll/braucht sich nicht auf einem ihrer Kinostühle niederlassen. geh.
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