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Scherbentanz

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Scherbentanz: Beeindruckende, auch visuell schöne Familientragödie mit tollen Darstellerleistungen und leiser Komik.

Poster

Scherbentanz

Handlung und Hintergrund

Der junge Modedesigner Jesko (Jürgen Vogel) weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Trotzdem entschließt er sich schweren Herzens, aus Anlass der Firmenübergabe an seinen einst über alles geliebten Bruder Ansgar (Peter Davor) zum verhassten Familienfest aufs Land zu fahren. Dort wartet eine gepflegte Überraschung auf ihn: Vater hat die vor Jahren spurlos verschwundene Mutter im Obdachlosenasyl aufgetrieben, ihre Knochenmarkspende könnte Jesko vielleicht retten. Wider Erwarten ist der jedoch von dem Wiedersehen alles andere als erfreut.

Beim Filmfest München begeisterte Chris Kraus‘ tragikomische Familiengeschichte Publikum wie Kritik und wurde dem Drehbuchpreis ausgezeichnet.

Der schwer kranke Jesko geht unwillig zu einem Familientreffen. Sein älterer Bruder Ansgar will ihn überreden, von seiner Mutter eine für ihn lebenswichtige Knochenmark-Spende an zu nehmen. Ihre Mutter hatte die Brüder als Kinder angegriffen und fast umgebracht. Zyniker Jesko weigert sich zuerst, doch die Freundin seines Bruders Zitrone macht im Lebensmut.

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Darsteller und Crew

Regisseur
  • Chris Kraus
Produzent
  • Joseph Rau,
  • Norbert W. Daldrop,
  • Monika Kintner
Darsteller
  • Jürgen Vogel,
  • Margit Carstensen,
  • Nadja Uhl,
  • Dietrich Hollinderbäumer,
  • Andrea Sawatzki,
  • Roxanne Borski,
  • Christian Koerner,
  • Peter Davor,
  • David Schwarzenthal,
  • Daniel Veigel,
  • Monika Hirschle,
  • Ronnie Janot,
  • Wolfgang Klapper
Drehbuch
  • Chris Kraus
Musik
  • Jan Tilman Schade
Kamera
  • Judith Kaufmann
Schnitt
  • Renate Merck
Casting
  • Birgit Geier,
  • Stefanie Larson
Buchvorlage
  • Chris Kraus

Bilder

Kritiken und Bewertungen

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Kritikerrezensionen

  • Scherbentanz: Beeindruckende, auch visuell schöne Familientragödie mit tollen Darstellerleistungen und leiser Komik.

    Niemand kann sich seine Familie aussuchen, sondern muss sie - wenn auch zähneknirschend - aushalten, sich arrangieren. Alte Konflikte brechen auf, als für den an Knochenkrebs erkrankten exzentrischen Modedesigner Jesko seine vor Jahren verschollene Mutter als Knochenspenderin in Frage kommt. Es geht um Leben und Tod. Den quälenden Reifeprozess eines Menschen, der sich weigert, erwachsen zu werden, schildert Chris Kraus in einem aufwühlenden Drama, bei dem Jürgen Vogel und Fassbinderikone Margit Carstensen schauspielerisch auftrumpfen.

    Chris Kraus, Schriftsteller, Drehbuchautor (u.a. Rosa von Praunheims „Der Einstein des Sex“, Detlev Bucks „Liebesluder“, Volker Schlöndorffs geplante „Blechtrommel“-Fortsetzung) erhielt für sein fiebriges Erstlingswerk beim Filmfest München leider „nur“ den Drehbuchpreis. Dabei gehört diese seismographische Betrachtung über das Beben von Familienstrukturen zum Interessantesten, was der deutsche Nachwuchsfilm derzeit zu bieten hat. Herrenrockträger und Modedesigner Jesko, Mitte 30 und an Leukämie leidend, teilt gerne aus, zeigt sich beim Einstecken aber dünnhäutig. Seine Verletzbarkeit übertüncht er mit Sarkasmus und Zynismus. Als er bei der Ankunft im Provinzstädtchen erfährt, dass das große Familienfest abgesagt ist und ihn statt dessen in der väterlichen Villa die seit 20 Jahren verschwundene Mutter erwartet, packt ihn erst einmal eine unheimliche Wut. Denn diese Frau versuchte ihn und seinen 12jährigen Bruder zu töten, als er neun war. Das traumatische Ereignis verfolgt ihn noch heute und das trunksüchtige, wimmernde Wrack, das er vorfindet, weckt nur Abscheu in ihm. Und doch kann er sich den Familienzwängen und den Anforderungen nach Gemeinsamkeit nicht entziehen. Die Konfrontation reißt alte Wunden wieder auf, ruft schmerzhafte Erinnerungen hervor, Hass auf den preußisch-autoritären Vater, Mitleid und Verachtung für die Mutter - eine explosive Melange. Als die Zerstörerin seiner Kindheit auf dem Sterbebett liegt, gibt es einen Hauch von Hoffnung auf Vergebung, sogar einen Moment der Zärtlichkeit, wenn der sonst so distanzierte Sohn auf ihre angstvolle Frage „Wer bin ich?“ mit Wärme antwortet „Du bist meine Mutter“. Chris Kraus wollte den sehr persönlichen Stoff nicht einem Fremdregisseur überlassen und packte nach Fertigstellung des Romans und des Drehbuchs das Projekt selbst an. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit längst Vergangenem, darum herum gruppiert er mehrere Einzelgeschichten, die jede für sich schon einen Filmstoff hergeben würde wie die seltsame Liebesbeziehung seines Bruders zu einer einstmals sexsüchtigen jungen Frau und deren undurchsichtige Verbindung zu einem Ex-Liebhaber. In dem visuell ausdrucksstark in Szene gesetzten „Scherbentanz“ (Kamera: Judith Kaufmann) zeigt das großbürgerlich antrainierte Verhaltensmuster Risse, krachen künstlich aufrecht erhaltene in sich Fassaden zusammen. Am Ende stehen alle vor einem Scherbenhaufen der Gefühle, Zeit zur Katharsis. Kraus lässt den Zuschauer dennoch nicht in ein Loch fallen, sondern heitert ihn mit schwarzhumorigen Pointen auf und entlässt ihn mit einem Miminimum an Zuversicht in die Zukunft. mk.
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